Immer mehr Hobbybastler versuchen sich an kreativen DIY-Projekten und greifen dabei für die Steuerung auf einen Einplatinencomputer zurück. In den meisten Fällen handelt es sich dabei entweder um einen Raspberry Pi oder um einen Arduino, die zwar beide ungefähr den gleichen Formfaktor besitzen, ansonsten nur wenig gemeinsam haben. In diesem Raspberry-Pi-Arduino-Vergleich erfahren Sie, worin die Unterschiede zwischen den beiden Lösungen bestehen und für welche Einsatzszenarien Sie sich eignen. Außerdem verraten wir Ihnen, wie es bei Raspberry Pi vs. Arduino in Hinblick auf die Kosten aussieht.
Beim Arduino handelt es sich um einen Mikrocontroller, der ausschließlich kompilierten Code in C++ ausführen kann. Ein Raspberry Pi funktioniert hingegen auch als eigenständiges System.
Der Arduino eignet sich besonders gut für Projekte, in denen wiederholt einfache Aufgaben ausgeführt werden sollen. Ein Raspberry Pi lässt sich hingegen bei allen Projekten verwenden, an denen auch ein Betriebssystem beteiligt ist.
Ein Arduino kann mithilfe von Shields erweitert werden. Dabei handelt es sich um elektronische Erweiterungskarten, die ohne Löten auf ein Arduino-Board oder ein anderes Shield gesteckt werden können und zusätzliche Funktionalitäten ermöglichen.
Inhalt
1. Worin unterscheidet sich ein Raspberry Pi von einem Arduino?
Für einen Laien gibt es optisch kaum Unterschiede zwischen einem Raspberry Pi und einem Arduino-Board. In der Standardausführung sind beide Systeme nur etwa so groß wie eine Streichholzschachtel, verfügen über einen USB-Anschluss sowie mehrere Pins für die Programmierung.
Der Arduino ist allerdings ein Mikrocontroller, der einen Computer mit Windows, Linux oder OS X benötigt. Er hat zwar kein eigenes Betriebssystem, ist aber dennoch in der Lage, Programme auszuführen, die von seiner Firmware interpretiert werden. Das ermöglicht es dem Nutzer, Code z. B. via Web-Interface auch über ein bestimmtes Betriebssystem hinaus direkt auf dem Computer auszuführen.
Beim Raspberry Pi handelt es sich hingegen um ein eigenes System, das über HDMI an einen Bildschirm angeschlossen und mithilfe von USB-Maus und -Tastatur gesteuert werden kann. Die komplette Hardware ist dabei auf einer einzigen Karte untergebracht (SoC, System on a Chip). Darüber hinaus verfügt der Raspberry Pi über eine Linux-Unterstützung und ist standardmäßig mit einer Vielzahl von Schnittstellen ausgestattet (z. B. HDMI, LAN oder WiFi Communication), die bei einem Arduino-Board erst mittels Shield hinzugefügt werden müssen.
Damit hat ein Raspberry Pi logischerweise aber auch einen deutlich höheren Energieverbrauch (Power Consumption) als ein Arduino. Das Betriebssystem Raspbian kommt zudem mit vorinstalliertem Python, sodass Sie direkt mit dem Programmieren beginnen können.
Gut zu wissen: Bei einem Shield handelt es sich um eine elektronische Erweiterungskarte, die ohne Löten auf ein Arduino-Board oder ein anderes Shield gesteckt werden kann und zusätzliche Funktionalitäten ermöglicht. Die Erweiterungsplatinen für den Raspberry Pi werden als HAT (Hardware attached on top) bezeichnet und verfügen allesamt über einen eigenen EEPROM-Chip.
2. Raspberry Pi vs. Arduino: Modell-Überblick
Sowohl der Arduino als auch der Raspberry Pi werden in unterschiedlichen Versionen angeboten, die sich in Bezug auf die Hardware unterscheiden. Um Ihnen einen kleinen Überblick zu verschaffen, haben wir die technischen Spezifikationen der wichtigsten Modelle noch einmal für Sie zusammengefasst:
2.1. Arduino
|
Uno |
Leonardo |
Yun |
Mega2560 |
Nano/Mini |
Micro |
Prozessor |
ATmega328P-PU |
ATmega32u4 |
ATmega32u4 und Atheros AR9331 |
ATmega2560 |
ATmega328 |
ATmega32u4 |
Taktfrequenz |
16 MHz |
16 MHz |
16 MHz |
16 MHz |
16 MHz |
16 MHz |
Flashspeicher |
32 KB |
32 KB |
32 KB |
245 KB |
32 KB |
32 KB |
EEPROM |
1 KB |
1 KB |
1 KB |
4 KB |
1 KB |
1 KB |
SRAM |
2 KB |
2.5 KB |
2.5 KB |
8 KB |
2 KB |
2.5 KB |
Digitale Pins |
14 |
20 |
20 |
54 |
14 |
20 |
Analoge Pins |
6 |
12 |
12 |
16 |
8 |
12 |
USB-Anschluss |
Standard A/B |
Standard A/B |
Standard A/B |
Standard A/B |
Mini-USB |
Micro-USB |
Netzwerk/ |
Nein (per Shield Module erweiterbar) |
Ethernet |
Ethernet |
Nein (per Shield Module erweiterbar) |
Nein (per Shield Module erweiterbar) |
Nein |
2.2. Raspberry Pi
|
Modell A |
Modell A+ |
Modell B |
Modell B+ |
Pi2 Modell B |
Pi3 Modell B |
Prozessor |
Broadcom BCM2835 |
Broadcom BCM2835 |
Broadcom BCM2835 |
Broadcom BCM2835 |
Broadcom BCM2836 |
Broadcom BCM2837 |
Taktfrequenz |
700 Mhz |
700 Mhz |
700 Mhz |
700 Mhz |
900 MHz |
1,2 GHz |
GPU |
VideoCore IV |
VideoCore IV |
VideoCore IV |
VideoCore IV |
VideoCore IV |
VideoCore IV |
SDRAM |
256 MB |
245 MB |
512 MB |
512 MB |
1 GB |
1 GB |
Speicher |
SD-Card |
microSD |
SD-Card |
microSD |
microSD |
microSD |
USB-Anschlüsse |
1 x USB 2.0 |
1 x x USB 2.0 |
2 x x USB 2.0 |
4 x x USB 2.0 |
4 x x USB 2.0 |
4 x USB 2.0 |
GPIO |
26 Pins |
40 Pins |
26 Pins |
40 Pins |
40 Pins |
40 Pins |
Netzwerk/ |
Nein |
Nein |
Ethernet |
Ethernet |
Ethernet |
Ethernet, WiFi, Bluetooth |
3. Raspberry Pi vs. Arduino: Einsatzszenarien
Die größte Gemeinsamkeit der beiden Systeme besteht darin, dass sie ohne weitere Vorarbeiten direkt einsatzbereit sind. Es müssen also nicht erst elektronische Schaltungen aufgebaut, Platinen bestückt oder Messungen durchgeführt werden. Das macht es auch Anfängern und Kinder leicht, schnell erste Ergebnisse zu erzielen. Aus diesem Grund sind sowohl der Raspberry Pi als auch der Arduino insbesondere an Schulen und Universitäten und im privaten Bereich sehr beliebt.
Arduino-Boards werden mit einer eigenen Entwicklungsumgebung ausgeliefert und sind als Mikrocontroller in der Lage, zuvor definierte Programme und Anwendungen nahezu verzögerungsfrei auszuführen. Durch das fehlende Betriebssystem ist aber keine direkte Interaktivität mit dem Benutzer möglich.
Der Arduino eignet sich besonders gut für Projekte, in denen wiederholt einfache Aufgaben ausgeführt werden sollen. Darüber leistet er als Schnittstelle für Sensoren oder andere Geräte ohne Laufzeitüberwachung gute Dienste. Aus diesem Grund kommen Arduinos auch häufig in Smart Homes zum Einsatz, sie leisten aber auch bei einfachen medizinischen Anwendungen und in der Industrie (z. B. bei der Fernüberwachung) gute Dienste.
Im Gegensatz dazu kann der Raspberry Pi als Mini-Computer samt eigenem Betriebssystem deutlich komplexere Aufgaben bewältigen. So ist er beispielsweise in der Lage, mehrere Anwendungen zeitgleich oder nacheinander auszuführen und Software und Programme zur Laufzeit mit Laptops oder Tastaturen zu interpretieren (Stichwort: Echtzeitanwendungen). Ein Raspberry Pi lässt sich beispielsweise als Android-Gerät, Medien- oder Spieleserver und mit der richtigen Software sogar als Desktop-Ersatz verwenden. Im Prinzip lässt er sich bei allen Projekten einsetzen, an denen auch ein Betriebssystem beteiligt ist.
4. Raspberry-Pi-Arduino-Vergleich: Der Kostenfaktor
Ein wesentlicher Faktor für die Entscheidung „Raspberry Pi oder Arduino“ sind sicherlich auch die Anschaffungskosten. Der Preis wird bei beiden Systemen maßgeblich durch die Leistung und Ausstattung bestimmt. Einen Arduino bekommen Sie schon für unter 5 Euro, dabei handelt es sich in der Regel aber um einfache Boards ohne Erweiterungen. Soll das Board für Netzwerk- oder Überwachungsaufgaben eingesetzt werden, kommen Sie um den Erwerb zusätzlicher Shields also nicht herum.
Für einen Raspberry Pi beginnen die Preise bei etwa 10 Euro. Für die Nutzung sind allerdings zusätzlich ein Monitor, eine Maus und Tastatur erforderlich, daher benötigen Sie zusätzlich ein Kit, das alle Komponenten und Anschlüsse für den Betrieb des Raspberry Pi enthält. Für ein komplettes Raspberry-Pi-3-Kit müssen Sie beispielsweise etwa 45 Euro einkalkulieren. Optionale Hardware, wie beispielsweise ein LCD-Display oder ein Temperature Sensor, kostet extra.
Sollte das geplante Projekt auf beiden Boards ausführbar sein, empfehlen wir, in jedem Fall die preisgünstigere Lösung zu wählen.